Bilal Hassani | Exklusives Interview
Mit nur einem veröffentlichten Song hat der 19-jährige Halb-Marokkaner es geschafft, in zwei Tagen das L’Olympia in Paris fast auszuverkaufen, Billboard nennt ihn die neue „Queen“ des Pop und die Fashionszene feiert ihn. Nach seiner Teilnahme bei The Voice Kids France vor 5 Jahren, wo er „Rise like a Phoenix“ von Conchita Wurst sang, hat er sich mit seinem YouTube Channel einen Namen gemacht. Vor allem für seine Interpretation von Aya Nakamuras „Djadja“ mit über 6 Mio. Views erhielt er große Anerkennung vom Künstler und von den Fans.
Bilal Hassani ist aufgewachsen mit der Musik von Freddie Mercury, David Bowie und Michael Jackson, zu seinen Einflüssen zählen auch 90er Jahre Divas wie Mariah Carey oder Whitney Houston und er ist ein großer Fan des ESC. Seinen Enthusiasmus zeigte sich in seinem Auftritt beim französischen Vorentscheid „Destination Eurovision“. So gewann er mit großem Abstand mit seinem selbst geschriebenen und komponierten Song „Roi“ das Ticket nach Tel Aviv, wo er am 18.05. als einer der jüngsten Teilnehmer in der Geschichte des ESC für Frankreich antrat und den 16. Platz erreichte. Bilal war keineswegs entäuscht, denn wie er selbst sagt: „In dem Moment, als ich auf die Bühne trat, um „Roi“ zu performen, hatte ich schon gewonnen.“ What The France hat mit dem jungen Künstler ein exklusives Interview geführt!
Hallo Bilal, schön dich kennenzulernen! Lass uns erst über deinen wunderbaren Stil reden – hast du eine persönliche Stilikone? Gibt es Personen oder Dinge im Alltag, die deine Kleiderwahl/ dein Makeup beeinflussen?
Es gibt nicht nur eine bestimmte Person, die mich inspiriert. Meine Inspirationen stammen von vielen unterschiedlichen Quellen – unter anderem von Menschen, die ich auf der Straße sehe, oder auch auf Instagram. Außerdem hole ich mir sehr viele Ideen von Videoclips, die ich mir als Kind ununterbrochen angesehen habe – allen voran von Michael Jackson und Mariah Carey.
Welches Konzert hat dich bis jetzt am meisten geprägt?
Definitiv die Ms Carter-Show am 24. April 2013 in Paris Bercy – Beyoncé hat mich extrem beeindruckt. Es war diese Art von Konzert, die dich dazu motiviert, die Welt zu verändern. Ich habe dieses Konzert besucht, als ich mich in meiner 4-Jährigen Ausbildung an einer Schule für Kommunikation befand und es hat mich tatsächlich dazu inspiriert, mehr Songs zu schreiben – sozusagen eine Art „Kickstart“, meine eigene Stimme zu finden und auch selbst kreativ zu werden.
Was hörst du im Moment ununterbrochen?
Sehr viel Unterschiedliches – aber vor allem die ersten beiden Alben von Jojo („Get out“), die die Sängerin 2018 wieder neu aufgenommen hat. Außerdem höre ich zurzeit sehr gerne Rosalía, ich bin ein riesiger Fan von ihr. Und was sonst noch hoch und runter läuft bei mir, ist der Soundtrack zu dem britischen Musical „SIX – The Musical“, das von den sechs Ehefrauen Henry des 8. erzählt und die Geschichte in Form eines Popkonzerts in die heutige Zeit überträgt.
Was ist dein musikalisches „guily pleasure“?
Das ist schwer zu sagen, da ich einfach zu dem stehe, was ich höre, auch wenn die Songs von anderen Menschen vielleicht als geschmacklos bezeichnet werden. Auch typische „trashige“ Boybands wie die Backstreet Boys finde ich großartig – das ist einfach exzellenter, spaßiger Pop. Mein Lieblingssong von ihnen ist „The Call“. Ich habe allgemein sehr wenig Scham und wenn es zu Musik kommt, erst recht nicht.
Welche Kulturen haben deinen musikalischen Stil beeinflusst?
Vor allem Frankreich und die USA, aber nicht nur. Natürlich große Stimmen wie Dalida, Georges Brassens oder auch Sängerinnen wie Lorie oder Nâdiya, die Anfang der 00er-Jahre bekannt waren. Allgemein hat mich der Pop/RnB Anfang 2000 sehr geprägt. Was den amerikanischen Einfluss betrifft, fallen mir als erstes Mariah Carey und Tony Braxton mit ihren sehr emotionalen und persönlichen Texten ein. Dadurch, dass mein Vater in Singapur und Vietnam arbeitet und ich ihn öfter besuche, spielt auch asiatischer Pop eine große Rolle, allen voran aus Korea. Diese Art von Pop ist sehr visuell, was ich unfassbar stimulierend und spannend finde. Außerdem stamme ich aus der Generation Internet, die alle möglichen Song von Künstler aus der ganzen Welt hören kann. Und ich bin schon seit klein auf ein riesiger Eurovision-Fan und liebe es schon immer, auf diesem Weg Künstler aus Italien, den Niederlanden oder Slowenien zu entdecken.
Magst du uns kurz deine Erfahrung auf dem Eurovision Song Contest beschreiben?
Teil des Eurovision Song Contests zu sein war eine ganz unfassbare, außergewöhnliche, wundervolle Erfahrung für mich. Es war wie ein Traum der wahr wurde, sozusagen das „ultimate Fan-Package“, da ich ja schon seit klein auf ein großer Fan bin. Die Erwartungen waren sehr hoch, was mich sehr gepusht hat. Der beste Teil war, so viele unterschiedliche Menschen kennenlernen zu dürfen. In der Schule hatte ich es etwas schwerer, da ich von meinen Mitschülern als „anders“ wahrgenommen wurde und beim Eurovision hatte ich keine Sekunde das Gefühl, nicht dazuzugehören – im Gegenteil! Die Menschen waren toll, alles Künstler mit wunderbaren Stimmen und Songs mit künstlerischem Wert. Für mich war es die beste Schule, die ich mir vorstellen kann – ich habe bei dieser überwältigenden Erfahrung extrem viel gelernt und mitgenommen.
Merci, Bilal!
Ab Oktober startet der Künstler seine Kingdom Tour in Frankreich – benannt nach seinem im Mai veröffentlichten Debütalbum „Kingdom“, auf dem neben dem ESC-Beitrag Roi auch die Singles Jaloux und Fais Beleck zu finden sind. Roi ist eine Hymne mit großer Botschaft über Selbstakzeptanz, in der sich urbaner Pop mit der Tradition des französischen Chanson verbindet. Jaloux ist direkt an die Menschen gerichtet, die Bilal aufgrund seines Aussehens und seiner Sexualität verurteilen – die hasserfüllten, homophoben Kommentare können dem Künstler jedoch nichts anhaben, er strahlt. Denn: „Quand je rêve, je suis un roi“ – wenn er träumt, ist er ein König.