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Apr 07, 2022

Carpenter Brut | Interview zum neuen Album „Leather Terror“

Die französische Synthwave-Ikone Carpenter Brut ist zurück und kündigt mit der kolossalen Synth-Rock-Hymne “Imaginary Fire”, bei der Greg Puciato (The Dillinger Escape Plan, Killer Be Killed, The Black Queen) mitwirkt, sein neues Album Leather Terror an. Im zugehörigen, von Dehn Sora gedrehten Video erleben wir eine auf unheimliche Weise wunderschöne Apokalypse, gleich eines psychedelischen Trips: 

Das Team von What the France hat mit Carpenter Brut über das neue Album, dass Anfang April erschienen ist, gesprochen:

Für die Leser von What The France und für die Leute, die Sie vielleicht noch nicht kennen, könnten Sie sich und Ihre Musik vorstellen? 

Carpenter Brut wird bald zehn Jahre alt. Im Grunde ist es ein Projekt, das zwei Stile vermischt: sowohl Elektro im Stil von Justice als auch Stimmen einer Horror-Atmosphäre inspiriert von John Carpenter. Ich schreibe alle Lieder selbst, werde aber auf der Bühne von einem Gitarristen und einem Schlagzeuger begleitet.

Sie haben gerade ein neues Album veröffentlicht – der zweite Teil einer Trilogie: Leather Terror. Wofür steht das Album und inwiefern unterscheidet es sich vom letzten Album Leather Teeth (2018)? 

Vor allem in der Zeit, die ich zum Schreiben hatte. Leather Teeth wurde in sechs Monaten komponiert, an Leather Terror habe ich eineinhalb Jahre gearbeitet. Es gibt vier Songs mehr, und das verändert die Konsistenz des Albums sehr. Leather Terror wirkt reifer und besser ausgearbeitet.

Ihre Alben erzählen die Geschichte von Bret Halford. Wie spinnt das zweite Album die Geschichte weiter? Welche Persönlichkeit nimmt Bret Halford an?

Außerdem sind Leather Teeth und Leather Terror zwei verschiedene Geschichten, die unterschiedliche Stimmungen transportieren: In Leather Teeth stelle ich die verschiedenen Charaktere meiner Geschichte vor, darunter die Hauptfigur Bret Halford: ein Chemie-Freak und Glamrock-Fan, der heimlich in Kendra verliebt ist. Die Highschool-Cheerleaderin schwärmt aber für den beliebten Quarterback Chip. Es geht um Liebe, Teenager-Erinnerungen, Eifersucht und Wut. Diese Gefühle sind leichter und weniger düster und aggressiv als bei Leather Terror.

Leather Terror schließt vier Jahre später an: Bret Halford ist zum Rockstar geworden und will sich bei seinen ehemaligen Mitschülern rächen, die ihn schikaniert haben. Das Album sollte reifer, dunkler und aggressiver sein. Die musikalische Entfaltung folgt also der Entwicklung des Charakters und seiner Geschichte. […] Im Grunde genommen sind die beiden Alben wie Bret Halford, der sich vom unbekümmerten Schüler zum entschlossenen Erwachsenen entwickelt hat.

 Wer oder was hat Sie zu dieser Geschichte inspiriert? 

Bret Halford und die Geschichte, die sich daraus ergibt, sind frei erfunden. Als Teenager habe ich mir viele Slasher-Filme angesehen, also ist es meine Art, diesen Genrefilmen Tribut zu zollen. Da Bret Halford eine Mischung aus Bret Michaels von der Band Poison und Rob Halford von Judas Priest ist, wollte ich auch der Metalmusik und dem Glamrock gerecht werden.

Wie bereits erwähnt, will Bret Halford Rache an denen nehmen, die ihn in der Schule gedemütigt haben. Als Glamrock-Star ist er berühmt geworden und wird von allen angehimmelt, aber trotzdem vergisst er nicht, wer ihn schikaniert hat. Bret Halford ist auf Blutrache aus – zumindest in seinem Kopf. Du siehst, es ist ein völlig klischeehaftes und grundlegendes Szenario für einen Slasher-Film, der am Freitag dem 13. oder zu Halloween laufen würde.

Warum war das Schaffen Ihres neuen Albums ein langer Prozess? 

Ich hatte meiner Booking-Agentur gesagt, dass ich 2020 nicht auf Tour gehen wollte. Ich wollte mich ganz auf das neue Album konzentrieren. Letztendlich war es gutes Glück, denn die Pandemie hatte eh dafür gesorgt, dass alle zu Hause geblieben sind. Außerdem nutzte ich die Gelegenheit, um Sängerinnen und Sänger, die ich mag, zu fragen, ob sie mit mir an dem neuen Album arbeiten wollten. Ich habe anderthalb Jahre gebraucht, um das Album zu komponieren – ich habe mir Zeit gelassen und neue Klänge erforscht. Es war eine ziemlich produktive Zeit, die Musik und ich selbst standen im Fokus.

Für das Album haben Sie mit den unterschiedlichsten Leuten zusammengearbeitet. Der Song “Imaginary Fire” ist mit Greg Puciato entstanden. Wie kam es dazu und wie war die Zusammenarbeit? Welchen Beitrag leisten solche Kollaborationen in der Musik?

Ich habe die Musik geschrieben und fragte Ben Koller, den Schlagzeuger von Converge, wen er sich als Sänger vorstellen könnte. Während der Pandemie saßen viele Künstler zu Hause fest und waren somit verfügbar. Also nutzte ich die Gelegenheit und habe mit vielen Kontakte aufgebaut. […] Er  brachte mich daraufhin mit Greg Puciato in Kontakt. Der Song gefiel ihm und er schlug mir ziemlich schnell eine Topline vor – und dann ging alles Schlag auf Schlag. Ich mag wirkungsvolle kurze Pop-Songs – dabei spielt auch die Stimme eine große Rolle. Instrumentalstücke ziehen sich dahingegen in die Länge, sie brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Es sind also zwei unterschiedliche Herangehensweisen. Ich wollte bei diesem Album beides machen, deshalb gibt es sechs Songs mit Gesang und sechs Instrumentaltracks.

Für das Video von “The Widow Maker” haben Sie mit dem international bekannten Schauspieler Dylan Sprouse zusammengearbeitet. Wie konnten die Künste der Schauspielerei und Musik hier fusionieren?

Dylan und ich kennen uns schon seit drei Jahren. Ich wusste, dass er mir in den sozialen Netzwerken folgte und meine Musik mochte. Eines Tages erhielt ich eine E-Mail von seinem Agenten, in der er mich nach meiner Adresse fragte, weil Dylan mir den Comic, zu dem er das Drehbuch geschrieben hatte (Sun Eater), schicken wollte. Als das Paket ankam, sah ich diese freundliche Notiz, dass meine Musik ihn beim Schreiben begleitet hätte. Wir kamen also auf diese Weise in Kontakt, und im Laufe der Zeit dachte ich, dass er Bret Halford perfekt verkörpern würde, also erzählte ich ihm davon und er stimmte sofort zu.

Im Herbst soll es auf Welttournee gehen – was ist das für ein Gefühl, nach 2 Jahren Pandemie?

Es wird sich komisch anfühlen, wieder auf Tour zu gehen und in kurzer Zeit Tausende von Kilometern zurückzulegen. Außerdem ist es auch meistens stressig, die Konzerte vorzubereiten und darauf zu achten, dass niemand krank wird. Die Pandemie ist leider noch immer nicht vorbei und wir möchten auf keinen Fall Termine absagen.

Was ist Ihr nächstes Projekt, abgesehen von der Tournee?

Im Moment konzentriere ich mich zu 100 % auf die Live-Shows. Ich bin gerne voll und ganz bei einer Sache nach der anderen, um alles richtig zu machen. Wenn ich an zu viel gleichzeitig denken muss, habe ich Angst, überall und nirgends wirklich präsent zu sein.

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