Daniel-Melingo-Oasis-Nuevo-Album
Mai 18, 2020

Daniel Melingo | „In Frankreich schätzt man elaborierte Werke und ihre unterschwelligen Anspielungen.“

Der Multi-Instrumentalist Daniel Melingo ist Teil der Geschichte des argentinischen Rocks. Im Jahre 1980 schliesst er sich der Gruppe Los Abuelos de la Nada an und gründet parallel und zusammen mit Pipo Cipolatti die Band Los Twist. Zwei Jahre später wird er von Charly García zur Präsentation seines ersten Soloalbums, Yendo de la Cama al Living, eingeladen.

Nach und nach wird er erfolgreicher. Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre versucht sich Melingo mit zwei Soloalben im Tango: Tangos Bajos (1998) und Ufa (2003). Seine Karriere, die  vollständig auf den Tango ausgerichtet war, setzt er erfolgreich fort. Er gibt zahlreiche Konzerte, sowohl in Argentinien als auch im Ausland, und nimmt zwei weitere Alben auf: Santa Milonga (2004) und Maldito Tango (2007), die in Frankreich vom Label Mañana produziert und veröffentlicht werden, das von Eduardo Makaroff, dem Gründer der französischen Band Gotan Project, gegründet wurde.

Vor einigen Wochen hat Melingo sein neuestes Album Oasis veröffentlicht, das über das französische Label Buda Musique erschienen ist und von dem er bereits einige Lieder vorgestellt hatte, wie z.B.  „Navegantes“, „Está Vivo“, „Camino y Hablo Solo“ ft. Vinicio Capossela und „El Blues Rebétiko de 7 Vidas“ ft. Andrés Calamaro.

Die Produktion von Oasis hat etwa zwei Jahre gedauert. Hat sich die Grundidee des Albums im Laufe der Zeit geändert oder war es immer als Folge deiner beiden vorherigen Alben gedacht?

Das Konzept hat sich nicht geändert. Es war genau die Entwicklung dieses Konzepts, die so lange gedauert hat. Es war auch eine lange Arbeit, weil das Album eine Reduzierung sowohl der Anzahl der Songs als auch der Länge der einzelnen Lieder nötig machte. Das und die Festlegung, wie es gemischt werden sollte, hat uns viel Zeit gekostet. 

Die Erzählung von Oasis ist Teil der Geschichte von El Linyera, der Figur, die du seit mehr als zehn Jahre verkörperst. Ist der Name des Albums mit den Zielen verbunden, die diese Figur nach so vielen Wanderungen um die Welt erreicht hat?

Ja, natürlich. Im Laufe der Zeit wurde mir klar, dass meine Arbeitsmethode sehr viel mit Entdeckungen zu tun hat. Ich muss mich selbst überraschen mit dem, was ich schaffe, in dem Moment, in dem ich es schaffe. Und das ist etwas, was ich oft tue, ohne zu wissen, wohin ich gehe, aber das wiederum markiert den Weg, den ich gehen muss.

Oasis ist der dritte und letzte Teil der Trilogie, die 2014 mit Linyera begann und mit dem Album Anda fortgesetzt wurde. Ist diese Trilogie dein ehrgeizigstes Projekt?

Meine Musik ist immer voller Ehrgeiz. Ich veröffentliche seit über 25 Jahren Soloalben und sie waren immer ziemlich ambitioniert. Oft mache ich mir die Mühe, die Alben zurückzuhalten, um sie ein letztes Mal zu überprüfen, wie bei der Übergabe eines Buches. Während der Korrekturen lässt sich die endgültige Botschaft am besten zusammenfassen.

Während deiner Karriere warst du Teil einiger der wichtigsten Bands des argentinischen Rock. Wie bist du vom Rock zum Tango gekommen?

Tatsache ist, dass ich nicht mit Rock angefangen habe, denn ich habe meine Ausbildung in klassischer Musik, Tango und Rebética absolviert, Genres, die mein Vater, meine Mutter und meine Großeltern mir beigebracht haben. Mit 20 Jahren, als ich Los Abuelos de la Nada beigetreten bin und Miguel Abuelo kennengelernt habe, habe ich praktisch vor Publikum mit Rockmusik begonnen. Es war nicht leicht, die Technik des Tangos zu erlernen aber ich habe es dank meiner Ausbildung geschafft.

Was hat dich in Frankreich dazu bewogen, Alben auf Labels wie Mañana oder Buda Musique zu veröffentlichen? Hast du das Gefühl, dass es eine besondere Verbindung zwischen deiner Musik und dem französischen Publikum gibt?

Ich habe die Labels nicht gefunden, sie haben mich gefunden. Sie haben einen Stil entdeckt, der für sie funktionierte. Es muss immer Sympathie herrschen zwischen dem der veröffentlicht,  und dem, der veröffentlicht wird. Es ist viel einfacher, gefunden zu werden, als selbst an Türen zu klopfen. Ich habe beim französischen Publikum eine Resonanz gefunden. In Frankreich schätzt man elaborierte Werke und ihre unterschwelligen Anspielungen. Das Auffinden verschiedener Interpretationsebenen in einem Werk ist etwas, was das französische Ohr zu erkennen weiß.

Wie waren deine ersten Jahre als Musiker in Europa?

Ich bin 1983 zum ersten Mal nach Europa gekommen, als ich das zweite Album von Los Twists, Cachetazo al Vicio, aufnehmen wollte. Dann bin ich 1985 zurückgekommen und habe Charly García mit seiner Band begleitet. Zwischen 1988 und 1995 wohnten wir in Madrid, wo ich als Produzent arbeitete, aber erst 1998 erregte meine Musik die Aufmerksamkeit Europas. Im Jahre 2001 wurde ich von Eduardo Makaroff, Musiker der Band Gotan Project, eingeladen, bei Mañana, seinem Label, mitzuarbeiten: so hat der musikalische Austausch mit Frankreich angefangen. Im Jahr 2003 haben sie mein erstes Werk veröffentlicht, das Album Santa Milonga, und so war es auch mit meiner ersten europäischen Trilogie. Seit 17 Jahren arbeite ich in Mitteleuropa.

Klassisch und modern, gewagt und dreist, Melingos Oasis ist das Ergebnis der Summe all seiner Arbeiten: der Rock der Rückkehr zur Demokratie in Argentinien, seine ersten Schritte in Europa in den 80er und 90er Jahren und die neue Vorstellung des Tangos im 21. Jahrhundert.

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