Reeperbahn Festival 2024 | Die diesjährigen „Made in France“ Künstler:innen!
Am 18. September startet das Reeperbahn Festival 2024. Besucher*innen werden sich wie jedes Jahr auf ein vielfältiges Programm freuen können !
Die Hamburger Reeperbahn wird im September wieder zum Treffpunkt der internationalen Musikszene. Das Festival ist die größte europäische Plattform für Popkultur und Musikwirtschaft. Dabei bietet das Reeperbahn Festival Newcomern sowie etablierten Künstler:innen eine Bühne und ist zugleich Schnittstelle zwischen Publikum, Musiker:innen und Branchenvertreter:innen. Das Reeperbahn Festival verbindet Konzerte verschiedener popkultureller Genres mit künstlerischen Formaten und einer Plattform für Musik- und Digitalwirtschaftende. Es ist Deutschlands größtes Clubfestival und hat sich seit seinem Debüt im Jahr 2006 zu einem der wichtigsten Treffpunkte für die Musikwirtschaft weltweit entwickelt.
Dieses Jahr werden dreizehn „Made In France“ Künstler*innen auf dem Festival auftreten.
Ana Lua Caiano
Mittwoch, 18. September
23:40 – 00:00
Imperial Theater
Von den ersten Klavierstunden als Kind über vier Jahre Jazzstudium bis hin zu den portugiesischen Musiktraditionen ihrer Eltern und Großeltern, war für ANA LUA CAIANO nirgendwo genug kreative Freiheit gegeben. Sie wollte alles. Als die junge Sängerin und Songwriterin während der Pandemie zuhause festsitzt, beginnt sie portugiesische Volksmusik mit elektronischen Beats zu kreuzen. Harmonien und Choräle, eine bestimmte Art des mündlichen Geschichtenerzählens, die in der portugiesischen Pampa kultiviert wird, beseelen Caianos Songs und verleihen diesen eine unverwechselbare Sonorität. Das beeindruckende Debütalbum Vou ficar neste quadrado (2024) ist dabei ganz weit entfernt von einem faulen Fado-Update, referenziert eher revolutionäre Lieder der portugiesischen Armee aus den 70ern und verbindet diese Inspirationen mit einer hochmodernen Produktion zwischen Art Pop, Glitch, Deconstructed Club und UK-Bass. Hier kommt zusammen, was viele für unvereinbar hielten – diese Frau liefert den Gegenbeweis. Live ein nicht zu unterschätzendes Spektakel.
Astral Bakers
Donnerstag, 19. September
20:40 – 21:30
Angie’s
Manche nennen es akustischen Rock, andere schmecken Reminiszenzen der Heydays von Grunge und Alternative heraus. Einigen können sich aber alle darauf, dass die ASTRAL BAKERS irgendetwas Magisches anzapfen. Etwas, das fast verloren geglaubt war. Auf ihrem dieses Jahr erschienenen Studiodebüt The Whole Story vereint das Quartett aus Paris träumerische Vocals im Nostalgie-Modus mit sepiafarbenen Gitarrenleads und einer Atmosphäre, die direkt aus einem Coming-Of-Age-Flick der späten 1990er stammen könnte. Es ist Rockmusik fürs Verliebtsein oder Verlassenwerden, für den Feierabend nach einem stressigen Arbeitstag oder einen Kurztrip ans Meer am Wochenende. Die Astral Bakers haben jetzt schon einen eigenwilligen Stil gefunden, der unter tausenden Bands heraussticht. Könnte wohl auch daran liegen, dass alle Mitglieder schon mit solch illustren Acts wie Woodkid, Clara Luciani und November Ultra zusammengearbeitet haben. Ihre Skills werden sie im September bei uns auch live unter Beweis stellen !
Bolis Pupul
Samstag, 21. September
19:50 – 20:50
Mojo Club
In der Versöhnung scheinbarer Gegensätze findet Boris Zeebroek eine Klangsprache, die das Vokabular westlicher Clubsounds ebenso beherrscht wie die Beschwörung östlicher Traditionen. Aufgewachsen im Kreativhub Gent, als Sohn einer chinesischen Mutter und eines belgischen Vaters, verschmilzt er unter seinem Alias BOLIS PUPUL die verspielte Agilität von Synthpop mit der Körperlichkeit von Electro House und der futuristischen Eleganz des New Beat. Das Resultat sind idiosynkratische Querschnitte kulturübergreifender Rhythmen und Harmonien, denen ein unberechenbarer Ideenreichtum innewohnt. Mehr als ein Dutzend hochqualitativer Singles und eine fantastische Kollaboration mit Charlotte Adigéry gingen seinem kürzlich erschienenen Debüt Letter To Yu (2024) voraus. Das ist dem Album in all seiner konzisen Stilsicherheit auch anzuhören, es rotieren Tracks wie „Frogs“ oder „Kowloon“ doch mit einer Fliehkraft durchs Oberstübchen, die jeden schrill leuchtenden Kirmeskreisel in den Schatten stellt. Doch dann sind da auch Tracks wie „Cosmic-Rendez-Vous“, in denen Bolis Pupul sein delikates Gespür für Understatement und die Sequenzierung eingängiger Beats unter Beweis stellt. Was er auch anfasst: selten erleben wir die Kreativität eines Produzenten schon am Beginn seiner Laufbahn derart ausgereift.
Bracco
Freitag, 20. September
00:00 – 00:45
Karatekeller
Samstag, 21. September
21:20 – 22:05
Indra
Ein Sound, der durch seine Zeit gemacht wurde. BRACCO sind aus der Dunkelheit verschwitzter Clubs geboren, mit den Wassern experimenteller Musik ebenso gewaschen wie im Feuer klassischer Rockmusik gebrannt. Das französische Duo realisiert mit seinen industriell geprägten Soundkonstruktionen eine ganz und gar irreale Atmosphäre, die es zu durchstechen gilt. Erst 2019 auf Grave, dann 2022 auf Dromonia schwimmen Loren und Baptiste so stromaufwärts, einer namenlosen Vision entgegen. Mit ihren kochenden Liveshows haben sie für sich hingegen einen Namen etabliert, der sowohl in Frankreich als auch hierzulande mehr und mehr Wellen schlägt. Ein bisschen Nitzer Ebb in den Beatpatterns, ein Hauch Daughters bei den Arrangements und manchmal wirkt es so, als wäre der Geist von John Balance noch mal ans Mikro getreten. Bracco positionieren sich als Duo ohne Dogmen, das gegen schnelllebige Hypes immun ist, weil sie gar nicht wahrgenommen werden. Allein: die Gigs der beiden könnten selbst bald einen beachtlichen Hype auslösen.
Dominique Fils-Aimé
Donnerstag, 19. September
18:30 – 19:00
UWE
Es gehört schon einiges dazu, um sich in der pulsierenden kanadischen Musikszene aus dem Stand mit einem Album nach dem anderen als neue Hoffnungsträgerin für diverse Musikstile zu etablieren. DOMINIQUE FILS-AIME hat genau das geschafft. Zuerst mit dem Debüt Nameless (2018), das ihre Trilogie der Geschichte afroamerikanischer Musik einläutete und sogleich von Feuilletons auf dem ganzen nordamerikanischen Kontinent gefeiert wurde. Dann mit den Folgealben Stay Tuned! (2019) und Three Little Words (2021), mit denen sie sowohl bei den prestigeträchtigen Juno Awards als auch beim Polaris Music Prize abräumen konnte. Blues und Jazz als stilistische Tradition begreifen, aber mit eigenen Mitteln unverkennbar weiterentwickeln – das hat die Sängerin und Songwriterin mit dem kraftvollen Timbre zur Meisterschaft getrieben. Heute zählt sie als eine der großen Songwriterinnen ihrer Zunft und ihres Landes, spielt vor ausverkauften Venues und rückt auch in Europa immer mehr in den Fokus all jener, die bereit für das nächste Level moderner R’n‘B-Musik sind. Insbesondere live on stage ein unvergessliches Erlebnis.
DVTR
Donnerstag, 19. September
21:30 – 22:00
UWE
Mit einem fetten Mittelfinger in Richtung Establishment haben DVTR über das vergangene Jahr hinweg nicht nur den Nerv einer ganzen Szene getroffen, sondern auch den passenden Soundtrack für ein ganzes Lebensgefühl geliefert. Das Duo aus Montreal hat sich einen Ruf als unberechenbare Macht auf der Bühne erspielt: ob Mikros und Drumset in Brand gesteckt werden, überteuerte Drinks durch die Gegend fliegen oder Vocals wie Durchhalteparolen den Raum mit einer flirrenden Atmosphäre erfüllen. Demi Lune und Jean Divorce lassen nichts anbrennen, wenn es um ihren frankofonen, female-fronted Dance-Punk geht. Der Sound oszilliert irgendwo zwischen den B-52s und Jay Reatard, wird manchmal psychedelisch mit Effekten überzogen und an anderen Stellen wieder aufs Wesentliche reduziert, bevor er mit Schmackes voll ins Maul fliegt. Stimmt ja, so hat man das früher ja immer gemacht, wenn die eigene Band in der Punk-Kultur verortet wurde. Von Mexiko übers UK bis nach Hamburg wissen Menschen nun: DVTR bringen den Spirit von damals in die Gegenwart und klingen dennoch frisch wie Rum-Cola auf Eis.
eat-girls
Samstag, 21 .September
00:00 – 00:45
Karatekeller
Isoliert von der Außenwelt, beginnen Amélie Guillon und Elisa Artero während der Lockdowns vor vier Jahren in ihrer kleinen Wohnung in Lyon Songs zu schreiben und in Eigenregie aufzunehmen. Die Mittel waren so begrenzt wie effektiv: Bass und Gitarre, preiswerte Drum Machines und ein Synthesizer. Mehr war nicht nötig, um die immersive Lo-Fi-Atmosphäre von eat-girls (2020) zu entwerfen. Die CD ist schnell ausverkauft und als sich der Nebel lichtet, das kulturelle Leben langsam wieder stattfinden kann, stößt mit Maxence Mesnier der Dritte im Bunde zur Band. Der Style wird nun ausformuliert: Ein kühler Sound zwischen Minimal Synth, krautiger Elektronik und Pop mit DIY-Attitüde, perfekt für einen rauchgeschwängerten Abend am Tresen. Mit voller Wucht schlägt das Gespann nun in den Bars von Lyon ein, teilt sich die Bühne mit Namen wie Thalia Zedek, The Young Gods oder Billy Nomates und geht anschließend auf eigene Tournee. Dieses Jahr stehen sie endlich auch bei uns auf der Bühne.
Later.
Freitag, 20. September
19:30 – 20:30
Nochtspeicher
Na, der Sommer lässt auf sich warten und zieht stattdessen das diesige Nieselprogramm durch? Keine Sorge: LATER. haben das perfekte Gegenmittel parat und zeichnen mit ihrem eigensinnigen Sound entspannte Nachmittage am Badesee, unter schwirrenden Schatten grün strahlender Bäume nach. Das Quartett aus Paris trat erstmals ins Licht der Öffentlichkeit, als Astronaut Thomas Pesquet vor vier Jahren ihre Single „Highway 10“ von der internationalen Raumstation ISS gespielt hat. Hoch hinaus ging es für die Band seitdem tatsächlich: Schon die EP The Daydream (2020) begeisterte französische Feuilletons und verdeutlichte das vertraute Zusammenspiel und stilistische Niveau der Band. Letztes Jahr erschien dann das Debütalbum Walking On The Line (2023) und veranlasste nicht wenige Medienpersönlichkeiten dazu, Vergleiche mit Daft Punk aufzumachen. Weit hergeholt? Mitnichten! Auch die diesjährige neue Single „Cold Touch“ realisiert einen Synth-getragenen Funk-Sound mit mehr als nur einem French Touch. Wer sich von den Qualitäten der vier Vollblutmusiker ein eigenes Bild machen will, erhält im September die Gelegenheit.
Laura Cahen
Samstag, 21. September
21:50 – 22:50
Imperial Theater
Als Kind erlernte LAURA CAHEN das Spiel von Klavier und Gitarre, schrieb schon früh erste Songs und tat das, was sie als Spross einer hochmusikalischen Familie fast schon tun muss: Kreieren. Dennoch dauerte es viele Jahre, bis sie mit ihrem Debüt Nord (2017) als damals 27-jährige Künstlerin einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird und damit prompt eines der aufregendsten Art-Pop-Alben veröffentlicht, welche das Frankreich der 2010er zu Gesicht bekommen hat. Ein delikat ausbalanciertes Timbre, unwahrscheinlich abenteuerlustige Arrangements zwischen Pop und Nouvelle Chanson, klassisch anmutenden Klängen und Jazz zeichnen Cahens Stilsprache aus, die sie beim Deutschlandfunk Kultur ebenso präsentieren kann wie in der Kantine am Berghain. Facettenreichtum ist Cahen in die künstlerische DNA geschrieben. Auch die nachfolgenden Alben Une Fille (2021) und Des Filles (2023) weisen die französische Sängerin und Gitarristin als waschechte Poetin mit einer Vorliebe für Eklektizismus aus. Gleichzeitig ist da aber auch immer eine eigenwillige, freundliche Melancholie, die ihre Lieder bei jedem Hören in etwas anderes verwandelt.
Thérèse
Samstag, 21. September
22:30 – 23:30
Prinzenbar
Pulsierende Beats, scharf sequenzierte Synth-Harmonien und Lyrics zwischen Empowerment und Gegenwartsanalyse – ein Track von THERESE braucht nicht viele Zutaten, um unmittelbar ins Ohr zu gehen und dann auch dort zu bleiben. Das französische Multitalent hat mit den beiden EPs Rêvalité (2021) und metaREverse (2023) in der Grande Nation bereits hohe Wellen geschlagen und sich von den Erwartungshaltungen der Industrie emanzipiert. Irgendwie Electro, dann aber auch Hyperpop und Rap, Neo-Soul und Chansons im Downtempo-Modus, ist ihre Signatur kaum zu greifen und doch absolut ergreifend. Dass sie als Musikerin, Model, Stylistin und leidenschaftliche Rednerin eine recht atypische Karriere beschritten hat, dürfte klar sein. Wie sehr ihre unterschiedlichen Leidenschaften und Talente aber den Geist ihrer Musik beflügeln, vielleicht nicht direkt. Auf dem Anfang des Jahres veröffentlichten Debütalbum L’attente ist das in jedem einzelnen Song zu hören: Frei von Konventionen mixt Thérèse Stimmungen und Genres zu einem süß-sauren Cocktail, der Ironie und Weisheit, Zartes und Hartes, Tanzbares und Nachdenkliches vereint ohne verwirrt zu klingen. Das kann sie live ebenso gut.
W!ZARD
Samstag, 21. September
22:25 – 23:15
Headcrash
Krach und Getöse in stadiontauglich? Ohne eine allzu große Eingängigkeit attestieren zu wollen, ließe sich der Sound von W!ZARD ungefähr so beschreiben. War das erste Album der drei Franzosen noch einem gewissen Prog-Rock-Duktus und Mathcore-Ansatz verschrieben, haben sie sich auf der EP Definitely Unfinished aus dem Jahr 2021 schon mehr in Richtung Noise Rock und Post-Hardcore bewegt – aber eben mit diesem Sounddesign für die ganz großen Venues. Die sind sie mittlerweile nicht nur imstande zu füllen, sondern selbst bei winterlichen Temperaturen auch abzufackeln. Hier krachen Einflüsse von den Sisters Of Mercy bis zu Idles, von Joy Division bis Skullflower aufeinander und werden mit sägeblattscharfen Melodien zu einem Gesamtsound verschweißt, der die Schweißperlen bis zum Scheitel treibt. Mit dem diesjährigen Not Good Enough legen sie eine Brettersammlung vor, mit der jeder Baumarkt schwerstens überfordert wäre.
Yâme
Samstag, 21. September
23:50 – 00:30
Mojo Club
Endlich Sommer. Raus in die Sonne, zum Gestirn connecten und die Seele baumeln lassen: Emmanuel Sow aka YAME liefert den Soundtrack für ein Lebensgefühl, von dem wir alle mehr gebrauchen könnten. Der Sänger, Rapper und Producer mit französisch-kamerunischen Wurzeln macht seit ein paar Jahren mächtig Wirbel im Musikgeschehen der Grande Nation – so sehr, dass selbst Schwergewichte wie Timbaland schon auf ihn aufmerksam wurden. Kaum verwunderlich, beeindrucken Songs wie das euphorische „Bécane“ oder die Trap-Soul-Ballade „Bahwai“ doch mit einem prunkvoll ausstaffierten Sounddesign und abgefahrenen Produktionsqualitäten im Breitbildformat. So integriert das Debütalbum Elowi (2023) zeitgenössischen R’n‘B mit treibenden Afrobeats, französischen Hip-Hop mit experimentellen Soul-Nuancen und einer beeindruckenden stimmlichen Varianz. Trotzdem zeigt sich Yamê sowohl im Studio als auch auf der Bühne wie ein Sänger, Rapper und Songwriter, der genau weiß, wohin die Reise geht. Im September erst einmal nach Hamburg.
Zaho de Sagazan
Freitag, 20. September
TBA
Gruenspan
Von den Echos des 80s-Pops bis zu Krautrock und französischen Chansons hat ZAHO DE SAGAZAN schon so manchen Einfluss zu ihrem Output gemacht. Die Sängerin mit dem vielleicht coolsten Pseudonym der letzten zwanzig Jahre, das tatsächlich ihr echter Name ist, wird bereits als große Hoffnung des Nouvelle Chanson Française gesehen. Ihr Debüt La symphonie des éclairs erscheint 2023 unter breiter Aufmerksamkeit der Feuilletons und präsentiert nicht bloß eine virtuose Verschmelzung unterschiedlichster Stilrichtungen – von French Pop über Minimal Synth und Electro bis zu Chansons. Als Komponistin und Multiinstrumentalistin neuen Formats zeigt sie darüber hinaus auch, wie divers aber doch gleichzeitig konsistent ihr Songwriting jetzt schon daherkommt. Sensibel für den Zeitgeist, ohne ihm zu folgen, entwirft Zaho de Sagazan Musik mit unbestechlichem Eigensinn, mit Seele und Verstand in einer Welt, die das alles vergessen will.
Hör Dir hier unsere Playlist „France @ Reeperbahn Festival 2024“ an!
France @ Reeperbahn Festival 2024
The Reeperbahn festival is an international event, held from September 18 to 21, 2024. Jetzt hören