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Jun 11, 2020

Once Upon a song | Wie wurde ein Trennungssong zur weltweiten Hymne einer Generation? Entdecken Sie die Geschichte von „Comme d’habitude“, das zum internationalen Hit „My way“ wurde.

Seit Frank Sinatra ihn am Silvesterabend 1968 aufgenommen hat, ist My Way zweifellos der meistaufgenommene Song der Geschichte geworden. Viele Menschen auf der ganzen Welt wissen nicht, dass dieser internationale Standard ursprünglich in Frankreich ein Erfolg war, „Comme d’habitude“, gesungen 1967 von Claude François, der den Text zusammen mit Gilles Thibault zu einer Komposition von Jacques Revaux schrieb. What the France lädt Sie ein, diese Geschichte in der neuen Webserie Once Upon a Song zu entdecken.

 

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Woher kam „Comme d’habitude“? Ist  das Lied wirklich Winterurlaub entstanden?

Ich war in Megève. Ich habe an diesem Morgen vier Songs geschrieben, was nichts Ungewöhnliches war. In meinem Fall ist es dasselbe, ein, fünf oder acht Songs an einem Tag zu schreiben. Ich bin ein schlechter Instrumentalist, aber ich singe und begleite mich selbst und finde es nicht schwierig, Stücke anzufangen. Was mir schwerer fällt, ist, sie fertigzustellen, gute Texte zu haben und sie den Interpreten zu präsentieren, damit sie aufgenommen und vom Publikum gekauft werden.

An diesem Tag schrieb ich „Comme d’habitude“ und drei weitere Lieder; „Jeune homme“ für Johnny Hallyday“ war eines davon,  „Plante un arbre“, das Richard Anthony aufgenommen hat wohl auch, und vielleicht auch „Les enfants on besoin d’amour“, gesungen von Hervé Vilard.

Warum sind die ersten Textzeilen  auf Englisch verfasst?

Damals schickten einige französische Komponisten, darunter auch ich, ihre Musik an ihren jeweiligen Verleger  in London, der ein Autorenteam hatte, das die Texte zu den Demos schrieb und aufnahm, die wir dann wiederum Künstlern und Interpreten in Frankreich anboten. Ich erinnere mich, dass sie pauschal 200 Francs (entspricht heute rund 250 Euro) für jeden Song ohne Copyright erhalten haben.

David Bowie arbeitete also für diesen Verlag und schrieb viele Texte für meine Songs, einschließlich diesem hier, den wir letztendlich nicht behalten haben. Damals stand er noch ganz am Anfang und danach traf ich ihn nie wieder.

Ich habe viel mit Pierre Delanoë zusammengearbeitet, und im Mai 1967, sobald wir  diese Aufnahme aus London bekamen, schickte er sie nach Las Vegas, zu Petula Clark. Fünfzig Jahre später warte ich immer noch auf ihre Antwort.

Wir präsentierten das Lied Dalida, die nicht begeistert war. Hervé Vilard wollte es dann nehmen, aber diesmal war ich es, der ihn nicht wollte, da ich nicht das Gefühl hatte, dass  der Song zu ihm passen würde.

Alle meine damaligen Songs wurden von Nouvelles Éditions Barclay unter der Leitung von Gilbert Marouani verlegt, wobei einer der A&Rs Régis Talar war, den ich seit 1962 kannte und mit dem ich das  Label Trema gründen würde. So gab Régis (mein bester Freund und Geschäftspartner seit fast fünfzig Jahren) einige Tage später das Demo an Claude François. Zwei Wochen später erhielten wir eine Antwort: Es war ein Nein! Claude hat seinen  eigenen A&R, Jean Jacques Tilché, der seinen Job macht und meinte, das Lied passe nicht zu Claude. Es ist ein langsames Lied, er hatte in seiner ganzen Karriere nur ein oder zwei davon gemacht. Seine großen Erfolge waren allesamt mit schnelleren, rhythmischen Songs erzielt worden.

Was die ganze Geschichte auslöste, war, dass ich Claude im Juli in Cannes auf der Croisette getroffen hatte. Wir hatten zusammen zu Mittag gegessen und uns unterhalten, da sagte er zu mir: „Du schreibst Lieder für alle, aber du hast nie irgendein Scheiß Stück für mich geschrieben“, das waren seine eigenen  Worte, ich erinnere mich gut daran. Ich sagte ihm, dass ich seit dem Lied, das ich ihm  im Mai geschickt hatte und das nicht zu ihm passte nichts für ihn habe. „Wie ging das nochmal?“. Ich singe es ihm vor. Er erinnerte sich nicht daran, sagte aber: „Komm Ende August zur Moulin“.

Und so ging ich am letzten Augustwochenende zur Moulin de Dannemois, wo damals alle herumlungerten; Radioleute, Freunde von Claude, Éric Charden, der ihm seinen Sommerhit ‚Mais quand le matin‘ geschrieben hatte….. Wir waren am Pool, aber es ist überhaupt nicht so  wie im Film Cloclo. Erstens war ich damals ziemlich dünn und hatte nicht das Gewicht des Schauspielers, der mich im Film spielte. Im Film waren wir am Beckenrand, ich spiele Gitarre, er nimmt sie aus meinen Händen und sagt: “ Du musst es so machen „, als ob er das Lied fertiggestellt hätte, was nicht die Wahrheit ist.

Tatsächlich hat Claude zu mir vor allen Anderen gesagt: „Spiel mir dein Scheiß  Stück vor“. Ich sage, dass ich das Demo habe, aber er will, dass ich den Song spiele. Aber ich bekomme meinen Willen; wir gehen in die Küche, fangen an, das Demo zu hören, da sagt er wieder: „Nein, nimm die Gitarre und spiel es“. Also fange ich an zu spielen, und er sagt: „Könntest du eine Note für mich hinzufügen?“. Das ist letztendlich die Note am Anfang der Melodie, die Note auf ‚Je m’lève et je te bouscule‘.

Auf dem von Bowie gesungenen Demo gibt es diese Note nicht. Claude brauchte es, weil er zwei oder drei Tage zuvor einen Texte auf ein Stück Tischdecke in der Cloche d’Or oder woanders  geschrieben hatte, und zwar über die Trennung von France Gall, was ihn wirklich getroffen hatte. Claude François steckt also wirklich hinter dem Text von ‚Comme d’habitude‘, und ich habe wirklich die Musik geschrieben.

Viele Bücher schreiben Claude François die Autorenschaft für die Bridge dieses Songs zu – also sagen Sie, dass er sie nicht komponiert hat?

In Megève, an dem Tag, an dem ich „Comme d’habitude“ und drei weitere Lieder schrieb, aß ich bei Hugues Aufray zu Abend, mit Monty, Pierre Delanoë und vielen anderen Freunden. Hugues hörte das Lied so, wie es am ersten Tag komponiert worden war, mit einer Bridge, von der er mir sagte, sie sei etwas mechanisch, irgendwie im Stil von Michel Legrand. Dann auf dem Demo, das ich nach London geschickt habe, ist die Bridge ausgefeilter. Hugues nahm also den Song, den ich für ihn geändert hatte, nicht, aber es war eben diese Version, die ich Claude François vorspiele. Als er mir sagt, dass die Melodie in der Strophe besser genutzt werden sollte, sage ich ihm, dass ich in der Tat eine Bridge komponiert habe…. die wir heute alle kennen.

Im Oktober 1967 ging ich zum Internationalen Pop-Song Festival in Rio de Janeiro, wohin ich Hervé Villard begleitete, der mit einem Lied, das ich für ihn geschrieben hatte, Zweiter im Wettbewerb wurde. Das Telefon klingelte in meinem Hotelzimmer, und es war mein Freund Regis, der mir sagte, dass die Aufnahme von „Comme d’habitude“ fantastisch sei. Er sagte mir auch, dass es die erste Single- Veröffentlichung auf Claudes neuem Label Les disques Flèche sein würde. Bei den anderen Songs auf der Platte ist er Co-Writer und möchte an allen Songs beteiligt sein. Régis sagt mir: „Wenn es dich nicht stört, möchte er auch Ko-Autor für die Musik sein“. Ich sage ja. Ich hatte zwei Zeugen, die das bestätigten, da sie mit mir in meinem Hotelzimmer waren: Jacques Brel und Bruno Coquatrix (der Direktor vom l’Olympia).

Wie ist Comme d’habitude‘ über den Atlantik gekommen und zu My Way‘ geworden?

Es war eine außergewöhnliche Zeit: Damals, als eine Claude-François-Single erschien, konnte sie zwei Tage später von allen gesungen werden: „Comme d’habitude“ wurde in Frankreich zur Nummer 1, aber anstatt 500.000 oder eine Million Singles zu verkaufen, verkaufte sie sich nur 350.000 mal innerhalb einiger Monate. Es gab viel größere Erfolge.

Aber Gilbert Marouani, mein Verleger, ist auch Subverleger in Frankreich von Spanka Music, dem Verlag von Paul Anka. Sie waren zusammen in Ankas Zimmer im  Plaza Athénée, als er in Paris war, und Gilbert fragte, ob er den Fernseher einschalten könne, damit er seinen Künstler Claude François eines seiner Lieder „Comme d’habitude“ singen sehen könne. Anka erfährt also, dass Gilbert diesen Song verlegt den er bereits im Radio gehört hatte, und fragte, ob er eine sechsmonatige Option für ein Cover  haben könnte.

Im Juni 1968 sagte Marounai Anka, dass er, da nichts passiert sei, die Rechte an dem Lied zurücknehmen werde. Paul bat um weitere 6 Monate, in denen er den Text fertigstellte und die brillante Idee hatte, den Song Don Costa, dem Produzenten von Frank Sinatra, zu präsentieren, der damals keine relevanten Plattenverkäufe mehr hatte.

Sinatra nahm „My Way“ am 31. Dezember 1968 auf. Mit diesem Song erhielt ich überall Auszeichnungen, in den USA, Japan und Deutschland. Überall, außer in Frankreich.