Nervöse Disco-Rhythmen, fuzzige Basslinien und der Geist von Berlin anno 1985 schwirren durch den Sound von Dear Deer. Das Duo aus Flandern realisiert seit 2015 eine Mixtur aus Pop-Rock, Electro und New Wave, die einerseits glamourös klingt und sich ihrer Stärken bewusst ist, andererseits aber auch eine unkontrollierbare Tanzbarkeit zum Ausdruck bringt. Auf ihrem Debütalbum Oh my… (2016) haben sie diesen Stil zwischen Kopfhörer und Live-Experience schon zur Meisterschaft gebracht und auf den beiden nachfolgenden Studioarbeiten Chew-Chew (2018) sowie Collect & Reject (2022) weiter in Richtung Clubatmosphäre entwickelt. Die beiden Singles „Joan“ und „Love Like Capitalists“ verdeutlichen mit farbenfrohen Videos auch die Einflüsse des Duos, das nicht nur musikalisch sondern auch emotional ein Paar ist: Die B-52’s schimmern hier ebenso durch wie New Order oder The Kills. Wer sich angesprochen fühlt, sollte sich ihren Gig bei uns nicht entgehen lassen.
Yolande Bashing @Molotow / Backyard
Irgendwo zwischen einer postmodernen Version französischer Chansons, sorgsam austariertem Minimal Synth und knackigen House-Nummern hat sich Yolande Bashing über die vergangenen Jahre eine eigene Nische gegraben. Der umtriebige Künstler aus Lille schreibt irgendwie Popsongs, irgendwie aber auch nicht. Zu viele Einflüsse lassen Alben wie das diesjährige Disparaître aus dem Raster fallen und evozieren immer wieder gegensätzliche Atmosphären, die sich unterm Strich als Gesamtkunstwerk dennoch perfekt ergänzen. Manchmal in Form desillusionierter Synth-Mantras, dann aber auch mit einem Punk-Gestus und der charmanten Atmosphäre rauchiger Spelunken, in denen Bertrand Belin und Stromae feierlich das Glas erheben. Bashings signature sound ist zurückhaltend und trotzdem ausdrucksstark, typisch französisch und doch bereit für ein globales Publikum. Spätestens wenn er im September bei uns war, dürfte ihm dieses absolut ergeben sein.
Zaho de Sagazan @Nochtspeicher
Erst studierte sie irgendetwas mit Management, arbeitete dann in einer Seniorenresidenz, um anschließend ihren Weg als Künstlerin zu finden. Dabei kommt Zaho de Sagazan ohnehin aus einer Familie von Künstlerinnen und Künstlern, hat verschiedene Formen von Musik, Grafik und Tanz früh aufgesogen und sich in diesem Jahr mit dem Debütalbum La Symphonie des éclairs auf ihren ganz persönlichen Weg gemacht. Wohin dieser führt, steht zwar in den Sternen, doch soweit ist die Reise gesäumt von einer eklektischen Melange diverser Einflüsse: Disco und Synthpop der 1980er, Aspekte von Krautrock und französischer Chansons, ein bisschen Electro, eine Prise Indie-Pop – fertig ist der infektiöse Mix fürs Tanzen und Schwärmen.