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Mrz 02, 2021

Brisa Roché | Neues Album „Freeze Where U R“ mit Fred Fortuny

Brisa Roché und Fred Fortuny veröffentlichen ihr neues Album Freeze Where U R!

D wie Duo 

Fred Fortuny hatte schon länger davon geträumt, ein geerdetes, klassisch-„amerikanisches“ Album aufzunehmen – das an jene großen Werke aus dem Laurel Canyon anknüpft, wo The Mamas & the Papas, The Byrds oder auch Joni Mitchell zu Beginn der Siebziger Inspiration gefunden hatten; Namen, die Fortuny genauso viel bedeuten wie Jimmy Webb, Carole King oder all die frühen Pop-Neudenker aus dem Dunstkreis des New Yorker Brill Building. Wenn der Songwriter Fortuny auch nicht der einzige sein mag, der den Weg in diese heiligen Hallen der Vergangenheit kennt, so hat er doch einen ganz eigenen Zugang dazu gefunden – und den Schlüssel zu dieser Pforte an einem sicheren Ort versteckt, den sonst keiner kennt.

Obwohl sie den Großteil der letzten 20 Jahre in Frankreich gelebt hat, zählt Brisa Roché noch immer zu den absoluten Ausnahmestimmen in der aktuellen US-Musiklandschaft. Als echte Allrounderin schreibt die 44-Jährige nicht nur ihre Songs selbst, sondern arbeitet obendrein auch als Autorin und Malerin. Ursprünglich in Jazzkreisen entdeckt – ihr Debütalbum erschien bei Blue Note Records –, hat sich Roché seither in etlichen Genres ausgetobt (u.a. düsterer Pop, Neofolk, Electro, Postpunk), um schließlich wieder bei klassischem Songwriting zu landen.

M wie Melodie

Das neue Album Freeze Where U R ist eine Schatzkiste, randvoll mit glitzernden Kostbarkeiten: Man staunt gerade noch über ein klangliches Juwel, und schon kommt das nächste ins Blickfeld und zieht einen in seinen Bann. Wie die beiden das machen? Die Grundlage war stets ein Instrumentalentwurf von Fred Fortuny, über dem sich Brisa spontan ausgedrückt hat: Ihr Gesang ist die spontane, intuitive Reaktion auf diese Melodien. Nachdem sie so ihre Texte und ihre eigenen Harmonien darüber ausgebreitet hatte, kamen noch weitere Background-Vocals im Gospel-Style dazu – alles in kompletter Abgeschiedenheit, um möglichst unbefangen improvisieren zu können. Erst im letzten Schritt kam die Band dann in den ikonischen ICP Studios in Brüssel zusammen, wo die endgültige Aufnahme um die so entstandenen Gesangsspuren gemacht wurde. In Studio C stand dafür ein Mischpult von NEVE aus dem Jahr 1973 bereit, was in Kombination mit diesen Songs und den beteiligten Musikern ein Album entstehen ließ, das zugleich vintage und zeitgenössisch klingt.

K wie Kalifornien

Was also macht dieses Album so charismatisch, so eindringlich?
Vermutlich liegt es daran, dass es sich um einen vertonten Schulterschluss von zwei sonst sehr auf ihre Unabhängigkeit bedachten Individuen handelt. Brisa stammt bekanntermaßen aus Kalifornien, ihre Außenseiterrolle lebt und zelebriert sie seit vielen Jahren – spätestens seit sie vor inzwischen 26 Jahren damit anfing, als Straßenmusikerin in der Pariser Metro aufzutreten. Davor wuchs in einem kleinen Haus in der Humboldt Bay auf, in einem entlegenen Teil von Nordkalifornien also, der „Behind The Redwood Curtain“ liegt, um es mit einem Filmtitel zu sagen – auch bekannt als „The Lost Coast“. Ihre Familie zog in die Berge, als sie 13 war – und so wuchs sie ohne Strom, ohne Telefon auf. Mit 16 brach Brisa dann nach Seattle auf, wo gerade die Grunge-Welle um die Häuser spülte. Indem sie schließlich die Stadt Paris zu ihrer Spielwiese und Wahlheimat machen sollte, war die Karriere als Künstlerin gewissermaßen vorprogrammiert. Das unsichtbare Kalifornien in ihrem Inneren, diese Westküstenwurzeln, gut versteckt und mit viel Gefühl gepflegt, sind nun auf diesem neuen Album zu hören. Auch jugendliche Begeisterung schwingt daher selbst in ihren zerbrechlichsten Kompositionen mit – pure Magie aus einem Wilden Westen, dessen Koordinaten nur sie selbst kennt.

F wie Feminin

Brisas Stimme und ihre Texte machen Freeze Where U R zu einem durch und durch weiblichen Album. „Ich habe über Momente und Themen aus unterschiedlichen Abschnitten in der Lebensgeschichte einer Frau geschrieben – betrachtet durch die emotionale Linse meines aktuellen Lebens, meines Daseins im Hier und Jetzt“, berichtet Roché. „Emanzipation, nostalgische Gefühle für längst vergangene Liebschaften, Wut auf Männer, Trennung und Unabhängigkeit in der Arbeit, immer neue Kapitel, die man anfängt, das Auflehnen gegen die Sklaverei, die der technologische und virtuelle Fortschritt mit sich bringen…“

In dem Moment, als sich Brisa Roché ans Mikrofon stellte, geschah etwas mit ihr, was sie selbst noch nie zuvor erlebt hatte: Sie spaltete sich auf, verwandelte sich in zwei Personen. Einerseits war da wieder das kindliche Ich von der „Lost Coast“ – jene Brisa, die den Gesängen von Joni Mitchell oder Linda Ronstadt lauscht, deren knisternde LPs auf dem Plattenteller im kalifornischen Elternhaus laufen; und dann war sie gleichzeitig ihr jetziges Ich: die erwachsene, reife Sängerin, die einen neuen klanglichen Highway vor sich liegen sieht, den sie nun Hand in Hand mit Fred Fortuny beschreitet – auf dem neuen Album Freeze Where U R.

 

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